Wer die Medienberichterstattung zum Spionagefall Ott verfolgt, wird bemerken, dass die politischen Parteien diesen Fall für sich entdeckt haben. Sie drehen Spins, das bedeutet, sie geben der Geschichte eine Drehung in eine ihnen angenehme Richtung.
Aber was stimmt denn nun?
Die Antwort auf diese Frage ist naturgemäß kompliziert. Deshalb scheint es der Semiosis-Redaktion sinnvoll, wenn wir der Öffentlichkeit eine Timeline zu dem Fall zur Verfügung stellen. Erstellt hat diese Jonas Vogt. Wir bedanken uns für seine Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen. Aktuell ist der Stand vom 16.4.2024 – und sie enthält nur bestätigte Fakten. Wir werden die Tabelle weiter aktualisieren und freuen uns über eure Hinweise.
Unsere Aufstellung beginnt mit dem als Betriebsunfall deklarierten Kentern eines Kanus des BMI am 17. Mai 2017. Verursacht haben soll dies die Ehefrau der derzeitigen Kanzlers Karl Nehammer. Das Ganze endet (vorläufig) mit der erneuten Verhaftung Otts am 29. März 2024.
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2024 |
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Frühjahr | Januar 2018 | 20.5.2019 | 8.1.2020 | Januar 2021 | Januar 2022 | 29.3.2024 |
Das BVT erhält vage Hinweise, Ott habe sich in seiner Zeit in Ankara oft mit russischen Diplomaten getroffen. | Das Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) beginnt zu ermitteln. Otts Abfragen im System liegen ab dem 15.1.2015 vor (drei Jahre zurück). | Anton H. schreibt an Ott: „Spezial-Stick wird am Freitag bei mir aufschlagen.“ | Das BVT schickt die Auswertung der Daten der HD bei Ott: Bei 13 von 153 Datenzeilen fehlt der dienstliche Bezug. | Die USA beantworten das Rechtshilfeansuchen. | ZackZack beginnt, Chats aus Kloibmüllers Handy zu publizieren. | Ott wird aufgrund von vom britischen Geheimdienst Mi5 übermittelten Chats festgenommen und kommt in Wien in U-Haft. |
10.7.2017 | 16.2.2018 | Frühjahr/Sommer 2019 | 25.1.2020 | 23.1.2021 | Sommer 2022 | 26.4.2024 |
Auf einem Betriebsausflug des BMI zur Garten Tulln kentert ein Kanu. Die Handys von Kloibmüller, Takacs und Maier fallen ins Wasser. | Das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) weist den Fall ans BMI zurück. | Privatdetektiv P. erhält von Ott drei Handys, um sie weiter auslesen zu lassen. | Das Bundeskriminalamt (BK) schickt einen Bericht zur Causa. | Weiss wird einvernommen und belastet Ott. Irgendwann später flieht er nach Dubai. | Ott verkauft die drei Handys an den russischen Inlandsgeheimdienst FSB. | Die ursprünglich geplante Ladung von Egisto Ott in den U-Ausschuss Machtmissbrauch wird zurückgezogen; es bestehe „Gefahr für Leib und Leben“ von Ott selbst. |
10.7.2017 | 22.2.1018 | September 2019 | 3.2.2020 | 24.1.2021 | November 2022 | 26.6.2024 |
Irgendwann zwischen 10.7. und 17.7.2017 übergibt Takacs die Handys an Anton H., Datenforensiker im BVT. Die Handys kommen nie zurück, Takacs hält sie für vernichtet. | Martin Weiss sagt, ebenso wie Anton H., als Zeuge vor der WKStA aus. Ihre Aussagen sind teilweise Grundlage für die Hausdurchsuchung im BVT. | Privatdetektiv P. gibt Ott die drei Handys zurück. Ein USB-Stick mit Kloibmüllers Daten verbleibt bei ihm. | Das BAK schickt die Auswertung von Otts BVT-Mailaccount. Von 2015 bis Ende 2017 schickt sich Ott vier Mails mit Dokumenten ohne dienstlichen Bezug und verschickt 17 Mal klassifizierte Infos, die nicht per Mail verschickt werden dürfen. | Ott wird unter Widerstand festgenommen und kommt in U-Haft. Erneute HD bei Ott. | Ott verkauft einen Sina-Laptop, wiederum an den russischen Inlandsgeheimdienst FSB. | Egisto Ott wird aus der U-Haft entlassen. Zwar bestehe der dringende Tatverdacht „weitgehend“ , aber der Haftgrund der Tatbegehungsgefahr sei nicht gegeben. |
20.11.2017 | 28.2.2018 | 8.9.2019 | 19.5.2020 | 26.1.2021 | ||
Das BVT erhält Hinweise von US-Nachrichtendiensten, Ott leite von seinen Gmail-Account Dokument nach Russland weiter. Die Staatsanwaltschaft Wien (StA Wien) wird informiert. | Im BVT findet eine Hausdurchsuchung statt. | Die deutsche Generalbundesanwaltschaft stellt eine Erkenntnisanfrage an das BAK. | Marsalek flieht mit Hilfe von Weiss nach Minsk. | Ott wird vorläufig und am 3.2. 2021 dann ordentlich suspendiert. Er legt dagegen Beschwerde ein. | ||
21.11.2017 | 23.3.2018 | 7.9.2020 | 18.2.2021 | |||
Ott wird vorläufig vom Dienst suspendiert. | Das BMI erlässt erneut einen Suspendierungsbescheid. | Das BAK schickt einen Zwischenauswertung der Abfragen von Ott. Von 2015 bis Ende 2017 wird bei 382 Abfragen in der EKIS-Datenbank kein dienstlicher Bezug festgestellt. | Das OLG Wien entlässt Ott aus der U-Haft. // HD bei Privatdetektiv P. Ein USB-Stick mit Kloibmüllers Daten wird gefunden. | |||
22.11.2017 | 31.3.2018 | 16.4.2021 | ||||
Bei Ott findet die erste Hausdurchsuchung (HD) statt. | Weiss geht in Karenz u wechselt letztlich zu Marsalek/Wirecard | Die StA Wien tritt das Hauptverfahren, das sie seit 2017 führt, an die WKStA ab. // Das BVwG weist Otts Beschwerde gegen die Suspendierung zurück. | ||||
6.12.2017 | 15.6.2018 | |||||
Das BMI erlässt nach Entscheidung der Disziplinarkommission den ersten Suspendierungsbescheid. Ott legt Beschwerde dagegen ein. | Das BVwG entscheidet rechtskräftig, dass Ott nicht suspendiert wird. | |||||
6.12.2017 | 20.6.2018 | |||||
Die StA Wien leitet ein Ermittlungsverfahren ein. Sie stellt ein Rechtshilfe-ansuchen an die USA, um Otts Gmail-Account öffnen zu lassen,. | Ott wird in die Sicherheitsakademie (Siak) versetzt. | |||||
Stand: 13. April 2024. Die Daten werden laufen aktualisiert. Für Hinweise nutzt bitte unser Kontaktformular.
Vorsicht: Strafrechtlich handelt es sich um Vorwürfe. In der Causa gibt es bislang keine strafrechtlichen Verurteilungen. Es gilt also die Unschuldsvermutung. Alle Infos sind ohne Gewähr. Das Original-PDF von Jonas Vogt könnt ihr bei uns auch herunterladen.
Titelbild: Unser Titelbild ist KI generiert (Copilot).