Er war der Impfstoff der Wahl bei den Schwurblern, Impfgegner*innen und Rechtsextremen. Zumindest diente ihnen der proteinbasierte Impfstoff der Firma Novavax aus Gaithersburg im US-Bundesstaat Maryland monatelang als Ausrede dafür, nicht zur Impfung zu gehen. Bis heute glauben sie ja an die abenteuerlichsten Geschichten über den mRNA-Impfstoff. Wir wollen sie hier nicht aufzählen.
Um allen Menschen in Österreich ein Impfangebot machen zu können, bekam die Republik seit Ende Februar 2022 mehr als drei Millionen Stück von „Nuvaxovid“ geliefert, so die offizielle Bezeichnung dieses Impfstoffs. Davon sind bis heute lediglich 14.491 Dosen verimpft worden. Das ist nicht viel und es sollte noch viel mehr davon in den Lagern der Republik auf seine Verwendung warten. Indes stellte sich die letzten Tage heraus: Österreichweit ist keine Dose Novavax mehr verfügbar.
Was ist passiert? Semiosis hat recherchiert und die Antwort herausgefunden.
Weiterlesen: Österreich: No Novavax in the house
Der Ausreden-Impfstoff
Der Impfstoff Nuvaxovid enthält (…) fertigen Spike-Proteine. Diese Proteine können sich nicht vermehren und keine Erkrankung auslösen. Das menschliche Abwehrsystem bildet Antikörper und Abwehrzellen gegen die Spike-Proteine und damit später gegen das Coronavirus. So kann ein schützendes Immungedächtnis entstehen.
Quelle: https://www.infektionsschutz.de/download/5867-1662984001-BZgA_Merkblatt-Novavax.pdf/
So erläutert die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Besonderheiten des Novavax-Impfstoffs. Da er also nicht auf der mRNA-Technologie der großen Unternehmen BioNTech/Pfizer und Moderna beruht, diente er den Impfgegner*innen als willkommene Ausrede für ihre Weigerung, sich und andere zu schützen. Sie würden warten, bis dieser Impfstoff verfügbar wäre, da er weniger gefährlich als die anderen sei. Doch das waren alles nur G’schichtln.
Republik bestellte mehr als drei Millionen Dosen
Um einen Impfstoff anbieten zu können, der „auf einer alten und gut bekannten Technologie“ (so das Ministerium) basiert, bestellte das Sozial- und Gesundheitsministerium eine große Menge von Novavax: nämlich drei Millionen und 152.000 Dosen. Die letzte Lieferung erfolgte im Juni 2022, und zwar genau 536.000 Dosen, so das Ministerium gegenüber Semiosis. Die Ministeriumssprecherin fügte dem hinzu:
Aufgrund des Erreichens des Endes der derzeit zulässigen Haltbarkeit gibt es momentan keine Verfügbarkeit des Impfstoffes Novavax.
Schriftliche Antwort auf Semiosis-Nachfrage
Was bedeutet: Von Novavax stehen zwar noch gut 3,1 Millionen Dosen im Lager. Aber sie sind derzeit nicht verfügbar.
Leider abgelaufen
Da hat man sich ordentlich verkalkuliert. Die mehr als 3,1 Millionen Impfdosen in den Lagern der Republik sind also allesamt abgelaufen. Auch die Juni-Lieferung hatte so eine knappe Haltbarkeit, dass sie derzeit wertlos ist. Bei den mRNA-Impfstoffen sei die Haltbarkeit schon zwei Mal verlängert worden, berichtet uns Mario Dujakovic, der Pressesprecher des Wiener Stadtrats für Gesundheit, Peter Hacker. Für Novavax habe das die europäische Behörde EMA verweigert. Dadurch sind Millionen Dosen, nicht nur in Österreich, jetzt wertlos geworden.
Hohe Wirksamkeit als Booster möglich
Das ist insofern besonders misslich, als es Hinweise darauf gibt, dass dieser Impfstoff als Booster gegen die neuen Varianten wirksamer sein könnte als die mRNA-Impfstoffe. Eine Studie vom Februar 2022 hat jedenfalls eine hohe Wirksamkeit von 90 Prozent gegen die damals dominierenden Varianten ergeben.
Vaccine efficacy against any variant of concern or interest was 92.6%
Quelle: Efficacy and Safety of NVX-CoV2373 in Adults in the United States and Mexico, The new england journal o f medicine
Was nun? Verhandeln
Hat die Republik Millionen Euro also in den Sand gesetzt? Das ist noch nicht ganz klar. Denn: Auf gut österreichische Art verhandelt man gerade mit dem Hersteller Vovavax. Helene Stockinger, die Pressereferentin im Kabinett von Gesundheitsminister Johannes Rauch, meint auf Semiosis-Nachfrage:
Die Dosen, die im Juni dieses Jahres geliefert wurden, wiesen eine sehr kurze Haltbarkeit auf. Wie mit dieser Lieferung umzugehen ist, bildet unter anderem den Gegenstand der Verhandlungen mit Novavax.
Schriftliche Antwort auf Semiosis-Nachfrage
Download: Die Europäische Arzneimittelagentur über den Novavax-Impfstoff
Titelbild: Von Benff – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=112923992
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