Zum wiederholten Male meldet sich eine Generation zu Wort, über die gerne geredet wird. Mit der aber die Politik nicht sprechen mag: Schülersprecher*innen aus ganz Österreich wenden sich an den Bundesminister Polaschek und die gesamte Regierung. Sie kritisieren deren Umgang mit dem Thema COVID und Schulen. Der nächste Schritt in der Chronologie des Versagens soll nun die geplante Durchseuchung, also die mutwillige Ansteckung von Kindern und Jugendlichen, sein. So die Schulsprecher*innen aus ganz Österreich. Wir dokumentieren ihren Brief, und unterstützen als Redaktion jeden ihrer Sätze.
Nicht mit uns!
Sehr geehrter Herr Bundesminister Polaschek, sehr geehrte Bundesregierung,
wir stehen einmal mehr am Beginn einer Infektionswelle, ausgelöst durch die neue Virusvariante Omikron. Seit nun fast zwei Jahren tragen wir Schüler*innen die von Ihnen gesetzten Maßnahmen mit und übernehmen immer wieder Verantwortung, wo andere es nicht tun. Doch die Pandemie zieht sich inzwischen über einen beträchtlichen Abschnitt unseres Lebens und belastet uns immer mehr. Ihre Aufgabe wäre es, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Stattdessen verstärken Sie sie durch Ihre Politik noch weiter. Sie bringen das Fass zum Überlaufen. Es geht so nicht mehr weiter, #nichtmituns!
Wir fordern:
- Ein klares Nein zur geplanten Durchseuchung von Kindern und Jugendlichen
- Langfristige Sicherheitskonzepte für Schulen inklusive Luftreiniger, CO2-Messgeräte und
- Covid-Aufklärungskampagnen
- Deutliche Anpassungen bei den diesjährigen Abschlussprüfungen:
• Eine freiwillige mündliche Matura
• Freiwillige VWA/DA-Präsentationen
• Die Kürzung von Themenpools für die schriftliche Matura um 30%
- Die Sicherung unserer Rechte auf Gesundheit und Bildung
- Ausreichend PCR-Tests für Schulen und Fast Lanes für Schüler:innen an allen Teststraßen
- Aufstockung des schulpsychologischen Personals
- Einen ehrlichen öffentlichen Diskurs über Maßnahmen für unsere psychische Gesundheit
Warum?
Wir sind an unserer Belastungsgrenze. Es ist gut, dass wir seit Pandemiebeginn endlich mehr
über psychische Gesundheit von Schüler*innen diskutieren. Aber wir müssen es ehrlich tun. Schulen sind nicht für alle von uns ein Ort des Wohlbefindens. Depressionen, Schlaf- und Angststörungen gehören schon lange zum Schulalltag. Dazu kommt seit Pandemiebeginn die ständige Angst, sich zu infizieren. Wir brauchen dringend Politiker*innen, denen unsere psychische Gesundheit ein echtes Anliegen ist. Was wir nicht brauchen sind solche, die sie für ihre parteipolitischen Zwecke missbrauchen. Wenn sich nicht grundlegend etwas an der Politik ändert, halten wir nicht mehr lange durch.
Nächster Schritt: Durchseuchung
Seit September wird tagtäglich propagiert, die Schulen müssen um jeden Preis offenbleiben. Es zeigt sich: Dieser Preis war sehr hoch. Allein seit Schulstart haben sich über 100.000 Pflichtschüler:innen mit Covid19 infiziert. Trotz ausreichend Impfstoff für alle lagen zahlreiche Kinder und Jugendliche auf Intensivstationen. Zehntausende werden in den nächsten Monaten Long Covid mit nicht vorhersehbaren Folgen entwickeln. Der nächste Schritt in der Chronologie des Versagens soll nun die geplante Durchseuchung, also die mutwillige Ansteckung von Kindern und Jugendlichen, sein.
Ihr Unvermögen, uns zu schüzten
Bei diesem Vorgehen gibt es wenig zu gewinnen, aber unvorstellbar viel zu verlieren. Es wäre vollkommen verantwortungslos. Zudem würde es einer gesamten Generation zeigen, dass ihre Gesundheit für die politisch Verantwortlichen nur ein Spielball ist – ein fatales Signal. Niemand von Ihnen war bisher bereit, mit uns Schüler:innen und der Wissenschaft über seriöse Konzepte für sicheren Präsenzunterricht zu diskutieren. Stattdessen wurde plump über Schulen schließen – Ja/Nein? diskutiert. Das Ergebnis: In unseren Klassenzimmern stehen bis heute nur vereinzelt Luftreiniger, der Hauptteil des Testsystems besteht weiterhin aus unzuverlässigen Nasenbohrer-Tests und erst in der Oberstufe müssen FFP2-Masken getragen werden. Es ist absurd, dass wir Schüler*innen Sie überhaupt daran erinnern müssen, uns zu schützen. Noch absurder ist es aber, wenn diese Erinnerung von Ihnen ignoriert wird und Sie immer wieder dieselben Fehler machen. Schuld an den gesundheitlichen Folgen der letzten Monate ist nicht das Virus, sondern Ihr Unvermögen, damit umzugehen.
Ihre aktuelle Politik lässt uns im Stich
Während unsere psychische sowie körperliche Gesundheit unter der Pandemiepolitik stark
leiden, werden wir auch schulisch nicht entlastet. Es wird gesagt, im Unterricht solle vor
allem Erlerntes vertieft werden. In der Realität ist das aber schlicht unmöglich, solange der
Gesamtumfang des Stoffes nicht reduziert wird. Es wird behauptet, zu Hause bleibende
Schüler*innen werden mit Lernpaketen ausgestattet. In Wirklichkeit gibt es für sie aber oft
keinerlei Unterstützung. Durch die am 11. Jänner getroffene Entscheidung, die diesjährigen
Abschlussprüfungen ohne nennenswerte Anpassungen durchführen zu wollen, erhöht sich
der Druck noch mehr. Die diesjährigen Abschlussklassen bilden den bisher von der Pandemie
am stärksten betroffene Abschlussjahrgang. Der Plan, uns nun eine vergleichsweise normale
Matura schreiben zu lassen, verkennt nicht nur die Ausnahmesituation an Schulen, sondern
wird auch dazu führen, dass noch mehr von uns auf der Strecke bleiben.
Sehr geehrter Herr Polaschek, sehr geehrte Bundesregierung, wir können Ihre aktuelle
Politik, die uns im Stich lässt, psychisch belastet und körperlich gefährdet, nicht länger
mittragen. Wir sind darauf angewiesen, dass Sie endlich ihrer Verantwortung nachkommen.
Mit freundlichen Grüßen
Mati Randow, Schulsprecher, GRG6 Rahlgasse, Wien
Mattea Gerdenitsch, ORG Theresianum Eisenstadt, Burgenland – Jens Egger, Schulsprecher, BORG Spittal an der Drau, Kärnten – Katharina Wallner, stv. Schulsprecherin, HAK Spittal an der Drau – Lisa Aichholzer, Schulsprecherin, HLW Spittal an der Drau – Magdalena Moser, Schulsprecherin, HTL Mössingerstraße – Lisa Worsche, Schulsprecherin, BG Porcia –
Konstantin Seiler, Schulsprecher, BGBRG St. Martin – Alexander Fischer, stv. Schulsprecher – Philipp Schuhai, Schulsprecher, CHS Villach – Ajla Ramic, Schulsprecherin, HTL Villach – Julia Abraham, BGBRG Biondekgasse, Niederösterreich – Amelie Ignatoff – Sarah Mamuzic – Eva Mletzko – Linus Schwalm – Elena Reichhold – Alissa Schwarz – Anja Isabella Zotter – ThomasHolland, Schulsprecher, BGBRG Bruck an der Leitha – Nico Besel, Schulsprecher, HAK Bruck an der Leitha – Ben Allram, Schulsprecher, BRG Kremszeile – Tim Kumpf, HTL Mödling – Lara Felix, Schulsprecherin, BORGL BHASL St. Pölten – Xaver Eicher, Schulsprecher, ORG der Franziskanerinnen Vöcklabruck, Oberösterreich – Elena Friedl – Moritz Reisenberger – Noah Schmid – Antonia Six – Noah Reidinger, Schulsprecher, BG Schärding – Jamina Maria Troyer, BG Werndlpark Steyr – Maximilian Amerstorfer – Hannah Staudinger – Naya Töbich – Florian Anzböck, Schulsprecher, Akademisches Gymnasium, Salzburg – Sebastian Baur, HLSP Caritas Graz, Steiermark – Monique Kern, BGBRG Leibnitz – Josua Joao, HLW Schrödinger Graz – Moritz Köppel, BG Kirchengasse – Silvia Lechner, Schulsprecherin, BGBRG Oeversee – Estella List, PG Ursulinen Graz – Michaela Lengauer – Hannah Schneider, Bischöfliches Gymnasium Graz – Maximilian Six, Schulsprecher, BG/BORG Liebenau – Sebastian Weiss, Schulsprecher, BORG Monsberger – Simon Waldner – Joana Schneider – Kira Eberhart – Philip Rattacher, stv. TGLA-Sprecher – Matteo Iori, Schulsprecher, BRG In der Au, Tirol – Sophie Gostner, International School Kufstein – Felix Gschwendtner, Schulsprecher, WRG Ursulinen Innsbruck Anouk Aloys – Ania Mössmer – Amelie Umlauf – Stefan Trivunovic, Schulsprecher, BORG Innsbruck – Lumi-Maria Guggenberger – Ira Moser – Sinja Witt – Elias Wehinger, stv. Schulsprecher, BHAK/BHAS Feldkirch, Vorarlberg – Claudius Steurer, Schulsprecher, BG Gallus – Elisa Wachter, Schulsprecherin, BORG Götzis – Leonie Draxl, stv. Schulsprecherin,BORG Schoren – Karl Molden, Schulsprecher, Akademisches Gymnasium, Wien – Paul Grausam, 2. stv. Schulsprecher – Antonia-Sophie von Mallinckrodt, PG1 Schottengymnasium David Porthos, Schulsprecher, RG1 Schottenbastei – Xaver Herzog, 2. stv. Schulsprecher –
Valentin Jesenberger, GRG1 Stubenbastei – Julian Neubauer, Schulsprecher, ORG1
Hegelgasse – Michael Petzl, 2. stv. Schulsprecher, VBS Akademiestraße – Iris Herzog, Schulsprecherin, RG2 Lessinggasse – Imen El-Mashtawy, stv. Schulsprecherin, GRG2 Wohlmutstraße – Marie Clausen – Esther Györi, Schulsprecherin, PRG2 Simon-Wiesenthal-Gasse – Raphael Grotrian, stv. Schulsprecher – Severin Pernsteiner, GRG3 Kundmanngasse -Theodor Reinisch – Niklas Radatz, Schulsprecher, ORG3 Erdbergstraße – Elias Fischer, stv. Schulsprecher – Katharina Schelm, 2. stv. Schulsprecherin – Samuel Gerhartinger, HTL3 Rennweg – Aliya Maierhofer, HLW3 St. Franziskus – Clemens Liebmann, Schulsprecher, PG4
Stiftung Theresianische Akademie – Johanna Windbichler, 2. stv. Schulsprecherin, GRG4
Wiedner Gürtel – Katharina Eiselsberg, Schulsprecherin, GRG5 Rainergasse – Emilia Leodolter Marie Toce – Nikolai Grigkar, Schulsprecher, VBS Schönborngasse – Theo Löcker, Schulsprecher, GRG9 Wasagasse – Tamara Pejanović, GRG10 Ettenreichgasse – Lena Blaumoser, GRG10 Laaer Berg-Straße – Izabela-Wiktoria Rozanska, Schulsprecherin, HLW10 – James Ogbunie, stv. Schulsprecher – Eva Baumann, 2. stv. Schulsprecherin – Tierra Rigby -Linus Neuhauser – Juliane Friedl – Julian Köppl, Schulsprecher, Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt – Pia-Katharina Egger, Schulsprecherin, HAS/HAK-AUL15 Friesgasse – Patryk Leszczynski, Schulsprecher, BRGORG15 Henriettenplatz – Aia Hammad, stv. Schulsprecherin – Edlyn Shahbazian, Schulsprecherin, GRG15 Auf der Schmelz – Sarai Pinter – Mira Schüchner – Mira Schilder – Zara Agtas, Schulsprecherin, GRG16 Maroltingergasse – Jacopo Stöcher, stv. Schulsprecher – Olivia Morelli, Schulsprecherin, KunstModeDesign Herbststraße – LaRa Schermann, stv. Schulsprecherin – Katharina Gabriel, Schulsprecherin, GRG19 Billrothstraße –
Ummahan Gül, Schulsprecherin, GRG21 Franklinstraße – Flora Gürth, stv. Schulsprecherin, GRG21 Ödenburger Straße – Matthias Buchelt, ICSV22 – Maryam Gad-El-Hak, Schulsprecherin, GRG23 Anton-Baumgartner-Straße – Viktoria Kainz, HLW23
Ich lebte viele Jahre in der Gewissheit, dass Dummheit das Vorrecht der Jugend sei. Wenn Jugendliche von einer zunehmend verrohenden und infantil verblödenden Gesellschaft Vernunft einfordern müssen – verkehrte Welt! Danke Mati Randow für Ihre unermüdliche Energie, mit der Sie sich für die Anliegen Ihrer Generation einsetzen, mit einer Reichweite bis nach Berlin. Sie argumentieren und sprechen besser als die ständig wechselnden Repräsentanten unserer Eliten, die an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten sind. Chapeau!