#ischglfiles 9. März 2020: Die Situation im Paznaun gerät außer Kontrolle

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By Sebastian Reinfeldt

Wer in einer Pandemie nicht oder zu spät handelt, verliert in der Folge die Kontrolle. Woher wir das wissen? Vom Fall Ischgl. Genau dies passierte nämlich nach dem Wochenende 7. und 8. März 2020. Die Ischgl-Cluster führen zwar zu Aktivitäten der Behörden, die allerdings nichts taten, um die Ausbreitung effektiv einzudämmen oder zu bremsen. Am heutigen Tag vor einem Jahr poppen im Stundentakt Meldungen über erkrankte und infizierte Personen mit Ischglbezug auf. Besonders die Meldungen aus dem Ausland erzeugen Druck, irgendetwas zu tun oder zu verlautbaren. Einen Plan, den manifesten Ausbruch in Ischgl einzugrenzen, gibt es nicht. In den Behörden geht es offenbar drunter und drüber. Dies belegt die Geschichte der vergessenen Studierenden aus Norwegen.


Uups! Auf die Studierenden aus Norwegen haben sie ganz vergessen

Bis heute hält sich die Version, der erste Corona positive Fall mit Ischglbezug sei der ominöse Kitzloch-Kellner gewesen. An dem Tag, als der Dorfarzt Walser dessen Rachenabstrich abnimmt, sind den Behörden Corona-Infektionen in Tirol mit Bezug zu Ischgl bekannt. Genauer gesagt: Sie hätten ihnen bekannt sein können, wenn sie das Contact-Tracing ordentlich durchgeführt und dabei Kontakte und Orte vollständig erfragt hätten.
Am 4. März 2020 wird bei T.T., einem Studenten aus Norwegen, ein Rachenabstrich abgenommen und an der MedUni Innsbruck ausgewertet. Das positive Ergebnis steht am 5. März 2020 fest. In der Umgebung von Innsbruck, konkret in Hall, nächtigt N.J. Er ist Student, studiert in Tirol und stammt ebenso aus Norwegen. Der Mann macht seinen Test auf COVID-19 am 6. März 2020 und erhält das positive Ergebnis bereits an diesem Tag. Und schließlich nehmen die Behörden am 6. März 2020 einen Testabstrich bei H.T. ab. Das Ergebnis für diese Innsbrucker Studentin, die auch in Pettneu lebt, lautet ebenfalls auf positiv.
Alle drei sind norwegischen Gaststudierende. Sie waren am 28. Februar 2020 zum Schifahren in Ischgl und besuchten an diesem Tag das Kitzloch. Die Sanitätsdirektion fragt diese Tatsache aber erst am 8. März 2020 spätabends nach.

Bis heute kommen diese drei Fälle in den Tiroler Erzählungen zu Ischgl nicht vor.

Europäische Reisewarnungen für Tirol – doch der Betrieb in Ischgl läuft weiter

Mittlerweile häufen sich die Verdachtsmeldungen aus Tirol. Intern wird in der Sanitätsdirektion daher überlegt, die Vorgaben zu ändern, um nicht mehr jeden Verdachtsfall testen zu müssen. Dänemark und Norwegen melden über das ERWS einen serious cross border threat to health bzw. attention to risk of COVID-19. Sie erklären Tirol zum Risikogebiet. Erst jetzt tritt Landeshauptmann Günther Platter auf den Plan. Er sieht Handlungsbedarf und schlägt in der Sitzung der Landeseinsatzleitung vor, das Kitzloch zu schließen. Dies geschieht an diesem Tag dann auch. Weitere Maßnahmen werden beraten. Dass die Wintersaison weiterläuft, scheint an diesem Tag, Montag, 9. März, noch kein Diskussionsthema zu sein.


Meldung aus Norwegen. Sie erreicht die Landessanitätsdirektion Tirol am 9.3. um 5:45 Uhr. Absender: Der österreichische EWRS-Kontaktpunkt, Franz Allerberger. Sein Kommentar: Vielleicht von Interesse

EWRS-Meldung aus Dänemark von Sonntagabend, 8. März.

Mittlerweile berichten die isländischen Behörden von bereits 14 infizierte Urlaubenden aus Ischgl. Die frühesten Krankheitssymptome lassen sich auf den 26. Februar 2020 datieren.

14 erkrankte Personen. Auch diese Meldung via EWRS schlägt am 9. März 2020 um 8:55 Uhr bei den Tiroler Behörden auf.

 


Hörls Hottentotten-SMS zeigt dezente Panik an

Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse zeugen die SMS des Seilbahn-Lobbyisten Franz Hörl an den Kitzloch-Besitzer Peter Zangerl von einer beginnenden, dezenten Panik. Sie wurden dem Tiroler Blog dietiwag zugespielt, der uns wiederum die Veröffentlichung gestattet.


Erste SMS von Hörl an Peter Zangerl. Quelle: die tiwag.
Zweite SMS, dieselbe Quelle

 

 

 

 

 

 


Wäre interessant, was deine Parteikollegen dazu sagen

Die Familie Zangerl, die das Kitzloch betriebt, erläuterte dem Semiosisblog dazu, dass sie den SMS-Schreiber persönlich nicht kennen würden. Daher waren sie schon überrascht, als das Telefon seine Nachrichten anzeigte.

Die Zangerls haben übrigens eine Antwort gesendet. Ihr Inhalt:

Bedanken möchte ich mit für deinen unternehmerischen Geheimtipp, dass wenn die Saison einbricht, wir kein Geschäft mehr haben. … Übrigens ist die Annahme, dass in 10 Tagen Gras über die Sache gewachsen ist, äußert bemerkenswert, vielleicht erwähnst du das mal unter deinen Parteikollegen, wäre interessant was deine Parteikollegen dazu sagen…

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