Der Verbraucherschutzverein hat eine Sachverhaltsdarstellung gegen die Tiroler Landesregierung und die Seilbahngesellschaften eingebracht. In dieser beziehen sie sich ausdrücklich auf Recherchen vom Semiosisblog und auch auf Veröffentlichungen des ausgezeichneten Tiroler Blogs die tiwag. Seit Wochen erreichen uns Berichte von Betroffenen. Nun wurde uns auch eine Mailantwort des Tourismusverband Paznaun zugespielt. Die Betroffenen schildern, wann sie in den Skiorten waren, was sie dort erlebt haben und wie es ihnen jetzt ergeht. Der Geschäftsführer des Tourismusverbands erklärt wiederum, dass man es damals eben nicht bessser wusste, aber aus heutiger Sicht anders handeln würde. Wir veröffentlichen die Berichte und das Mail in Auszügen.
Betroffener, positiv getestet: Von Tag zu Tag wurde es immer ernster
Es ist unbegreiflich in meinen Augen, dass das Kitzloch noch am 08.03.20 geöffnet hatte und an diesem Tag kein generelles Apres-Ski Verbot ausgesprochen wurde. Anfangs machten meine Reisebegleitung und ich uns noch darüber lustig. Aber von Tag zu Tag wurde es immer ernster. Als am 09.03.20 bekannt wurde, dass die einschlägigen Apres-Ski Lokale geschlossen werden, war nichts davon zu sehen. Schatzi, Thaya, Stadl, Nevada – alle waren zumindest bis zu unserer Abreise am 11.03.2020 für Kundschaft geöffnet. Webcam Aufrufe am 12.03.20 zeigten zudem, dass auch auf der Thaya noch gespeist wurde. Ein positiver Test bei meiner Reisebegleitung am 13.03.20 hinterlässt dann doch schon einen faden Beigeschmack und zeigt, wie fahrlässig die ganze Situation behördlich runtergespielt wurde. Das zögerliche Verhalten der Behörden wird ebenfalls klar, wenn man die Ischgl-Homepage im Verlauf dieser Woche betrachtete und wie oft und zurückhaltend hier geupdatet wurde. Man versuchte illusorisch, sich an den letzten Strohhalm für ein geplantes Closing im Mai zu klammern; mehrere Infizierte internationalen Publikums billigend in Kauf nehmend.
SaisonarbeiterInnen in Ischgl: Erpressungen und Drohungen durch Dienstgeber
Uns haben zahlreiche Fälle erreicht, wie zB. einvernehmliche Lösungen, die durch Erpressungen und Drohungen zustande gekommen sind, bei Verweigerung fälschlicherweise angegebene mündliche einvernehmliche Lösungen, zurückdatierte Unterlagen, mitten in der Arbeit angeordneten sofortige Ausreisen sowie geheimgehaltene Erkrankungen, usw.
Zahnarzt aus Ischgl: Anfang März sind über 1000 Gäste infiziert abgereist
Überhaupt: In Ischgl ist seit Mitte Februar Hochsaison. Neben den rund 6000 Einheimischen und etwa 3000 Saisonarbeitern sind täglich bis zu 25.000 Skifahrer unterwegs. Ein großer Teil davon feierte im Après-Ski: „In den Lokalen ist alles dicht gedrängt, da passt oft kein Blatt Papier dazwischen. Und in den Après-Ski-Läden war ab Mitte, Ende Februar bereits ein großer Teil des Personals infiziert“, schildert Rupp. Er geht davon aus, dass Anfang März über 1000 infizierte Gäste aus Ischgl abgereist sind, ohne zu wissen, infiziert zu sein. (Rheinzeitung vom 20.3.2020)
In dem Bericht der deutschen Rheinzeitung (der Arzt stammt aus Mosbach, arbeitet aber in Ischgl) führt der Ischgler Zahnarzt Klaus-Peter Rupp als Beispiel zwei ehemalige Mitarbeiterinnen an. Sie zeigten nach kurzem Aufenthalt in Ischgl (ab 5. März) bereits auf der Rückfahrt mit dem Zug starke Symptome wie Fieber und Husten. Der Test war bei beiden positiv. Für ihn ein Beleg dafür, „dass die Ansteckungen hier extrem schnell erfolgen„.
In Tirol: Ich mache Platter & die Tiroler Lift-Mafia für meine weitere Gesundheit verantwortlich
Ich schreibe schon seit ein paar Tagen die Zuständigen (Platter, Tilg, Hörl) per E-Mail mit der Bitte um Stellungnahme und öffentliche Entschuldigung an, aber die Angeschriebenen reagieren nicht. Ich selbst bin im 73. Lebensjahr, somit als hochgefährdet eingestuft. Durch das absichtliche verantwortungslose Vorgehen dieser Leute haben wir jetzt in Tirol die meisten Infizierten und sind darüberhinaus in der weltweiten Presse negativ be- und verurteilt. Ich mache Platter & die Tiroler „Lift-Mafia“ für meine weitere Gesundheit verantwortlich.
Wir haben uns auf die amtliche Corona-Berichterstattung des Landes Tirol verlassen
war mit Freunden in Ischgl vom 7.3.-11.3.
Ergebnis: alle haben als Reiseandenken den Coronavirus mitgenommen!
wir waren in der Champagnerhütte und in der Tenne.
das schlimme: wir haben uns auf die amtliche Corona-Berichterstattung des Landes Tirol verlassen, die dann mal im Laufe des Aufenthaltes auf einen positiv getesteten Fall im Kitzloch verwiesen hat, ihr kennt ja den Text: alle Kontaktpersonen wurden identifiziert und separiert, d.h. wir haben alles im Griff, ihr seit sicher hier … blablabla.
Tourismusverband Paznaun – Ischgl: Quarantäne wäre wohl bereits bei Aufkommen des ersten leisesten Verdachtes die effizienteste Maßnahme gewesen
Es können sich wohl die wenigsten nur ansatzweise vorstellen, was es für Entscheidungsträger bedeutet, eine bis dahin äußerst erfolgreiche Skisaison vorzeitig zu beenden und damit hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in letzter Konsequenz aber große Teile der Wirtschaft einer ganzen Region in eine massive Unsicherheit zu stürzen, in Einzelfällen wohl auch in ihrer wirtschaftlichen Existenz zu gefährden. Vor dieser Entscheidung standen wir bzw. die Gesundheitsbehörden auf Landes- und Bezirksebene vor einer Woche. Zu diesem Zeitpunkt waren bekanntlich die ersten positiv auf COVID-19 getesteten Fälle in Ischgl aufgetaucht und auch schon erste behördliche Einschränkungen verfügt worden. Wir haben diese Anordnungen selbstverständlich mitgetragen und unternehmensintern weitere Beschränkungen verfügt. Durch die Absonderung von weiteren Verdachtsfällen schien der Gefahr einer Weiterverbreitung wirksam begegnet, der Gesundheitsschutz für Einheimische, Gäste und Mitarbeiter somit vorerst gewährleistet.
Dennoch war klar, dass die Wintersaison nicht mehr zu retten sein wird und es primäres Ziel sein muss, am Wochenende keinen Gästewechsel mehr zuzulassen. Eine geordnete Abreise der Gäste zum Wochenende hin schien im Hinblick darauf, rechtzeitig alle dafür notwendigen Vorkehrungen treffen zu können und keine Panik zu verbreiten, die beste Lösung. Dies mit dem seinerzeitigen Wissensstand um Ansteckungszahlen und vor allem hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Virus. Dass sich die Ereignisse im Anschluss daran derart überschlagen würden, war zu diesem Zeitpunkt nicht ansatzweise abzusehen.
Nach den dramatischen Entwicklungen der nächsten Tage und mit Wissenstand heute wäre eine Quarantäne wohl bereits bei Aufkommen des ersten leisesten Verdachtes auf einen Erkrankungsfall die effizienteste Maßnahme zu Eindämmung einer Weiterverbreitung des Virus gewesen (dies vor dem Hintergrund, dass der räumliche Geltungsbereich und die Eingriffsintensität entsprechender Maßnahmen in der Folge nahezu im Stundentakt verschärft wurden).
Dafür hätten die Gesundheitsbehörden nach dem Epidemiegesetz zu diesem Zeitpunkt aber gar keine rechtliche Handhabe gehabt, zumal derart einschneidende Maßnahmen in einem Rechtsstaat ja immer noch verhältnismäßig sein müssen.
Wir weisen ausdrücklich auf die Sammelaktion des Verbaucherschutzvereins hin. Betroffene können und sollten sich dort melden. Der Verein bereitet eine Sammelklage gegen die Verantwortlichen vor. Bislang haben sich schon mehr als 200 Personen gemeldet. Natürlich sind auch Menschen aus Tirol massiv betroffen!
kritisch zu betrachten dieses interview mit dem zahnarzt, sein sohn war betroffen, mittlerweile aber kein virus nachweisbar, interview vom 20.3, inkl inkubationszeit wahrsch auch anfang märz herum, hätte man da als arzt, und dem wissen bzw erahnens der problematik, nicht wenigstens aufzeigen sollen?