Seit der Machtergreifung der islamischen Republik im Iran hält die gezwungene und freiwillige Migration von Sportlerinnen und Sportlern aus dem Iran nach Europa – aber auch in andere Länder der Welt – an. Es handelt sich um alle Sportarten. Sie flüchteten dorthin, wo es eine Exilcommunity gab oder wo Verwandte oder Bekannte lebten. Die meisten der Sportlerinnen und Sportler sind vergessen worden. Mitunter erinnert wenigstens ein Wikipedia-Eintrag an sie. Das Regime macht sie vergessen. In den Aufnahmeländern bleiben sie oft gänzlich unbekannt. Wir veröffentlichen eine Erinnerung an vergessene männliche Sportler, die mit ihrer Karriere für die Demokratie bezahlt haben – von Mehdi Jafari Gorzini.
Geflüchtet – oder vom Regime hingerichtet
Die ersten Exilsportler und Migranten aus dem Iran sind leider von uns gegangen. Sie leben nicht mehr. Stellvertretend für viele sei hier erinnert an den Ringer Jabar Mahdiun, den Stürmer und Torschützenkönig der Nationalmannschaften und der Mannschaft Percepolice, Safar Iranpak, und den erste Torschütze des Irans in der Fußballweltmeisterschaftschaft 1978 in Argentinien, Iraj Danaifard.
Wir erinnern uns heute – gegen das Vergessen – an alle diese großartigen Sportler, aber auch an diejenigen, die wie Habbib Khabiri von der Diktatur der iranischen Republik zuerst gefoltert und dann hingerichtet wurden. Sie haben ihr Leben für die Freiheit und Demokratie im Iran verloren. Wir denken aber auch an all diejenigen, die bereits im Ausland von uns gegangen sind.
Wie Fische ohne Wasser
Hier ist beispielsweise ein Bild eines der größten Fußballer des Irans, Parviz Ghlichkhani. Zur Zeit ist er der aktivste und bekannteste Exilsportler aus dem Iran. In seiner aktiven Zeit war er Kapitän der iranischen Nationalmannschaft in den 1970er Jahren. Im Exil setzt er sich für Demokratie und soziale Gerechtigkeit im Iran ein, zum Beispiel, indem er in Australien das Magazin Arash herausgibt.
Wenn die iranischen Sportler ins Ausland migrieren und die Flucht ergreifen, werden sie in Europa mit vielen verschieden Problemen konfrontiert. Darunter fällt zum Beispiel der Umstand, dass sie in der allgemeinen Öffentlichkeit nicht beachtet, aber auch von den anderen im Ausland lebenden Iranerinnen und Iranern irgnoriert werden. Hinzu kommt, dass sie die Sprache des Aufnahmelandes zu wenig beherrschen. Sie fühlen sich dort wie Fische ohne Wasser.
Vom Stadion ins Auffanglager
Diese Menschen, die es gewohnt sind von hunderttausenden Fans gefeiert zu werden, müssen jetzt in den europäischen Aufnahmelagern nach Anerkennung suchen. Dort verbringen sie ihr Leben gemeinsam mit fünf oder sechs anderen Personen in einem 10-15qm großen Zimmer oder sogar in einem Container.
Es kommt auch häufig vor, dass es monatelang dauert, bis diese Sportler, welche im Iran große Erfolge erzielt haben und welche alle einem enormen psychischen, seelischen und finanziellen Druck im Iran standhalten mussten, im Ausland vollständig in das sportliche aber auch normale Leben integriert werden.
Gegnerschaft zum islamischen Regime zeigt mentale Stärke an
Die direkte Gegnerschaft zur islamischen Republik und deren System ist ein Zeichen der mentalen Stärke dieser Sportler, die nicht dazu bereit sind, unter dem Joch der islamischen Republik zu leben, nur um sich einfach zu verkaufen.
Dies sollten wir mit allem Nachdruck würdigen. Wir verneigen uns vor diesen Sportlern. Neben den großen Frauenbewegungen, die mutig, tapfer und beispiellos von Anfang an gegen die Diktatur der islamischen Republik kämpften, aber auch andere Protestbewegungen, wie die der Studierenden, die der Lehrernden und Arbeitenden muss man auch hier die Prostete der Sportler, die sporadisch, aber mit großer Wirkung protestieren, lobend in den Vordergrund stellen. Unsere moralische Verpflichtung zwingt uns dazu, die Proteste der mutigen Sportler im Iran zu unterstützen und die Exilsportler ideell und materiell zu fördern.
Unterstützen Sie die oppositionellen iranischen Sportler!
Ich rufe also zur Unterstützung der iranischen oppositionellen Sportler auf. Mit der Aussicht auf ein demokratisches Iran, in dem Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit vorhanden sind, sowie in der Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben mit allen Völkern der Welt. In der Hoffnung, dass eines Tages unsere Sportler als Botschafter des Friedens und der Freundschaft weltweit fungieren und zusammen mit allen anderen Sportlern der Welt feiern – und die gestreckten Hände der israelischen Sportler mit Respekt schütteln werden.