Seine Texte lesen sich wie eine wirre Verknüpfung von Esoterik mit Rassengedanken. Der Russe Alexander Dugin gehört zu den führenden (neu-)rechten Theoretikern der geopolitischen Richtung. Zentral an seiner Variante ist, dass er eine rassentheoretischen Konstruktion entwickelt und die Ankunft einer neuen Weltherrschaft erwartet: „Drittes Rom – Drittes Reich – Dritte Internationale’“. In der kommenden weltweiten Führungsrolle sieht er jedenfalls: Das russische Reich. Eine Analyse von Sebastian Reinfeldt.
2018: Dugin soll nach Wien kommen
Am Vorabend des Akademikerballs,der am 26. Januar 2018 stattfindet, soll der russische Rassen-Ideologe Alexander Dugin eine Vortrag in Wien halten. Offizieller Ausrichter der Veranstaltung ist das Portal bachheimer.com, das in einem rechten Netzwerk agiert, in dem auch FPÖ Politiker eine bedeutende Rolle spielen. Zum Beispiel sprach der Herausgeber und Gründer des Internetportals, Thomas Bachheimer, beim „Kongress der Verteidiger Europas“ in Linz, just auf dem Kongress also, an dem auch der aktuelle Innenminister Österreichs (!) und damalige FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl als Stargast auftrat.
Auf dem Nachrichtendienst twitter verkündete ausgerechnet Alexander Markovics, der dem Umfeld der Identitären zuzurechnen ist und der Dugin auch schon interviewt hat, dass Alexander Dugin in Österreich einreisen darf. Es ist auch nicht dessen erster Wienbesuch. 2009 tanzte Dugin bereits auf dem Akademikerball, der von der Wiener FPÖ ausgerichtet wird. Ob er das auch dieses Jahr tun wird (immerhin ist sein Vortrag am Tag zuvor vorgesehen), ist unklar.
2014 in Budapest: Dugin ist nicht willkommen
Dugin ist eine politisch umstrittene und obskure Figur, die nicht im gesamten rechten Spektrum anerkannt ist. So wurde er 2014 in Ungarn offiziell nicht willkommen geheißen. Damals sollte er auf einer geheimen Tagung des Alt-Right nahen National Policy Institute in Budapest sprechen. Von offizieller Seite aus wurde Dugin laut BBC davor gewarnt, nach Ungarn zu reisen. Daraufhin sah er von einem Auftritt bei dem Kongress ab. Ungarns Premier Victor Orban kritisierte übrigens diese Veranstaltung als eine „faschistische Konferenz“.
Warum das? Die vielen weit rechts stehenden Zirkel und Ideologen in Europa, Russland und in den USA, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, bilden keine uniforme Front mit einer gleichlautenden Ideologie. Dugin wirbt explizit für die Vorstellungen eines „euroasischen“ Gegenpols zu den USA, die er mit einer unverholenen Rassenideolgie untermautert. Dieser mögen nicht alle weit rechts Stehenden folgen. Und schon gar nicht würde sich die ungarische Führung etwa Kommandos aus Moskau beugen wollen.
Ukrainer seien eine „degenerierte Rasse“
Alexander Dugin ist Vorsitzender der sogenannten „Internationalen Eurasischen Bewegung“, die er 2003 gründete. Er träumt von einem Weltreich, das bildlich gesprochen von Dublin bis Wladiwostok reicht, und das von Russland angeführt werde. Antipode dieses Reichs sind natürlich die USA als Sinnbild des verhassten „Westens„. Hier sind Liberalismus und Vermischung zuhause. Zur Begründung dieser Frontstellung liefert er eine Ideologie überlegener europäischer Rassen. Was skurril anmuten mag, hat aber politisch handfeste Konsequenzen. Ein Beispiel: 2014 wurde Dugin von der staatlichen Moskauer Universität entfernt, und das von einem Lehrstuhl, der eigentlich eigens für ihn eingerichtet worden war. Der Grund: Er hatte einen Genozid an den Ukrainern gefordert. Wörtlich rief er in einem Fernsehinterview „Ich glaube, man muss töten, töten und töten!“ Die Ukrainer seien nämlich, so Dugin, eine „degenerierte Rasse“. Mehr als 10.000 Personen forderten daraufhin seine Entlassung. Nach dem Rausschmiss arbeitete er für den ultra-nationalistischen russischen Oligarchen Konstantin Malofeev als Herausgeber zweier Fernsehsender. Im Frühjahr 2017 musste er auch diese Posten aufgeben, da er sogar in den Augen des Ultra-Nationalistischen zu radikal sei.
„Faschismus à la Dugin“ (Andreas Umland)
Die folgenden Passagen beziehen sich auf einen Text von Andreas Umland, in dem dieser sich mit den 1990er-Thesen Dugins auseinandersetzt. Dugin formuliert darin seine Ideologie in bewusster Nähe zum deutschen Nazismus. In seinem Grundsatzartikel „Der Große Krieg der Kontinente“ von 1992 breitet Dugin seine Interpretation der jüngeren Menschheitsgeschichte aus. Im Hintergrund bekämpften sich, so Dugin, die uralten geheimen Orden der „Atlantiker“ und „Eurasier“ in einem „okkulten punischen Krieg“. Innerhalb des „eurasischen“ Pols habe es im 20. Jahrhundert eine Spaltung in „rote“ und „weiße Eurasier“ gegeben. Letztere stünden dem deutschen Nationalsozialismus nahe:
„Wir finden die Vertreter dieses [eurasischen] Ordens in der [Naziorganisation] Abwehr und später in den ausländischen Sektionen der SS und des SD (besonders im SD, dessen Chef Heydrich selbst ein überzeugter Eurasier war, weshalb er ein Opfer der Intrige des Atlantikers Canaris wurde).
„Schon schlägt die entscheidende Stunde Eurasiens […]. Schon naht der Große Krieg der Kontinente sich dem Endpunkt.“
In seinem Standardwerk, der Hyperboräischen Theorie von 1993, nimmt er Bezug auf den Mythos von Hyperborea, einem sagenhaften Reich der Antike. Was sich wie ein esoterisches Fantasiewerk lesen mag, läuft jedoch auf eine Apologie der arischen Rasse hinaus:
„Da, wo es wenigstens einen Tropfen arischen Blutes […] gibt“, existiert „die Chance für ein rassisches Erwachen, für eine ‚Wiederauferstehung des arischen primordialen Bewusstseins’“
Metaphysik der Arier
Diese Rassentheorie hat weniger eine biologische, sondern eher eine metaphysische Grundlage. (Wobei allerdings bezweifelt werden kann, ob es für Rassismus überhaupt eine biologische Grundlage geben kann). Er behauptet nämlich, dass „die Arier ihrem Wesen nach nicht so sehr von der Biologie bestimmt [sind], als durch ihre metaphysische Mission […].
Der Isborsker Klub: Gegen die „fünfte Kolonne“ in Russland
Wie kommt es aber, dass Dugin als Ideengeber Putins gilt? Eine der Antworten liegt
in einem einflussreichen Zirkel, dem Isborsker Klub, dem Dugin angehört. In diesem Zirkel, der vermutlich aus Kreisen der russischen Rüstungsindustrie finanziert wird, wurde 2013 die Strategie des „Großen Durchbruchs“ als erster Bericht der Arbeit des Zirkels veröffentlicht. Die Thesen des Berichts befinden sich in einer Parallelführung zur Politik Wladimir Putins. Ein organisatorischer Einfluss auf die russische Politik lässt sich aber nicht nachweisen. Der ideologische Einfluss indes ist offensichtlich.
Grundlage der proklamierten führenden Rolle Russlands in der Welt ist der Sieg Stalins im Zweiten Weltkrieg und die weltpolitische Bedeutung der UdSSR, schreibt der Klub in seinem Bericht. Seit 1990 habe sich die Situation allerdings grundlegend geändert, besonders, weil in Russland eine „fünfte Kolonne“ aktiv sei. Organisierte liberale Aktivitäten und Feinde des Landes und der russischen Kultur trieben ihr Unwesen.
Dagegen sei eine „Revolution von oben“ nötig, durch die Russland geführt werden solle.
In der Gesellschaft müsse ein Bewusstsein für die Existenz der äußeren und inneren Feinde Russlands geschaffen werden, und es sei ein Programm der Mobilisierungswirtschaft auszuarbeiten.
Denn vom Westen gehe ein gegen Russland angezettelter verdeckter Angriffskrieg aus. Dagegen gelte es sich zur Wehr zu setzen. Die Mehrheit der Klubmitglieder verlangen die sogenannte „Befreiung“ des gesamten Südostens der Ukraine. Daraus solle ein „Neurussland“ gebildet und dieses an die Russische Föderation angegliedert werden. Einige im Klub wünschen gar den kompletten Anschluss der gesamten Ukraine an Russland. Der Einfluss solcher Thesen auf FPÖ-Kreise in Österreich lässt sich an der obskuren Nebenaußenpolitik der Partei auf der Krim ablesen, die die FPÖ seit Jahren betreibt. Deren Forderung, dass die Sanktionen gegen Russland aufgrund der Besetzung der Krim fallen gelassen werden sollten, beziehen sich auf solche Überlegungen, die auch die von Alexander Dugin sind. Seine Einladung nach Wien ergibt also, für die akademischen FPÖ-Kreise jedenfalls, durchaus einen Sinn.
Literatur über Alexander Dugin:
Anton Shekhotsov, Putin’s brain?
Andreas Umland, Faschismus a la Dugin
Roland Götz, Analyse: Der Isborsker Klub – Russlands antiwestliche Ideologen
Putin plays a bloody comedy, having his puppets (Zakharchenko-Poroshenko) on both sides of the line on the Donbass.
It’s just a miracle what the idiots rule the West. The Medvedchuk-Poroshenko-Turchinov regime is hybrid occupation regime actually carries out a deadly colonial occupation, on which Kuchma agreed in 2000. & this regime of occupation just careless playing a vaudeville of „independent Ukraine“- & the Western fools has lent hundreds of billions of aid – & all of it has settled in the Kremlin! For this money they are killing of us.
The whole regime of Medvedchuk-Poroshenko-Turchinov is a cynical fake.
This is only the KGB/FSB agent-game since 2000.
I’ve a hard conversation to political scientists.
The yellow-blue over Ukraine is a fake flag that covers the seizure it by KGB agents which also captured Russia itself.
Just imagine that the Gestapo is reigning in Germany today.
Ich schätze und danke für die Arbeit, die hier im Semiosis-Blog sichtbar wird, danke dafür und schätze sie. Und ärgere mich diesmal ab dem dritten Absatz so sehr, dass ich nicht weiterlesen will. Das ist sicher zuallererst mein Problem. Vielleicht hat es aber ein wenig damit zu tun, was dort steht und wie sehr das, was dort steht, Symptom eines Problems ist, das uns seit geraumer Zeit ordentlich reinscheissst.
„… verkündete ausgerechnet Alexander Markovics, der dem Umfeld der Identitären zuzurechnen ist“ … steht da.
Er ist einem Umfeld zuzurechnen. Dem Umfeld der Identitären. Aha. Wir reproduzieren, sorry, also nicht nur die Unfähigkeit, Nazis Nazis zu nennen, bzw. reproduzieren die Tabuisierung des Offensichtlichen. Noch viel pipifaxiesker wird jemand, der objektiv Mitglied, darüber hinaus zentraler Kader der Identitären ist, oder sagen wir „Akteur“, und sich selbst auf seiner eigenen Website als Gründer der Identitären in Österreich darstellt, wird also diese zentrale Schlüsselfigur als „einem Umfeld zuzurechnend“ verharmlost. Geradeso in der herrschenden Syntax von sympathisierendem Repressionsapparat bis zu bürgerlicher Presse. Und halt mehr als nur faktisch falsch. So how comes und warum sollt ich deine Arbeit, so unterstützenswert ich sie fände, mit einer Spende unterstützen, wenn du das reproduzierst, was du an anderer Stelle kritisierst?