KPÖ wieder angenähert? „Eine solche Kandidatur wäre ein starkes Signal der Einigung innerhalb der Linken“

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Er ist so etwas wie der Gegenentwurf zur Slimfit-Politikergeneration Kern und Kurz: Der Koch und Kommunist Nikolaus Lackner tritt gerne im roten Kochoutfit mit Leninbärtchen auf. Beim Kochen bevorzugt er ultrascharfe Chilis. Im tiefschwarzen Krems in Niederösterreich hat die Fraktion der „Kommunisten und Linkssozialisten“, 2012 knapp 7 Prozent erreicht und ist in den Gemeinderat eingezogen. KPÖ-Mitglied Lackner sitzt für diese Liste im Gemeinderat. Zudem ist er Mitglied des Bundesvorstands der KPÖ.

Bislang gingen die steirischen und die Wiener GenossInnen getrennte Wege. Für die Nationalratswahl 2017 zeichnet sich eine Wiederannäherung ab. Je weiter die SPÖ nach rechts erodiert, umso größer werden die Wahlchancen für eine erweiterte Liste KPÖ und Unabhängige. Möglicherweise auch unter prominenter Beteiligung aus der Steiermark. Im Vorfeld wichtiger Gremienbeschlüsse haben wir mit Niki Lackner gesprochen.


Als Gemeinderat in Krems bist du einer der wenigen KPÖ-Mandatare außerhalb der Steiermark. In Krems ist die KPÖ stärker als die Grünen und hält bei 2 Mandaten. Wie ist es gelungen, die KPÖ in der ehemals schwarzen Hochburg zu etablieren?

Dieser Erfolg hat im wesentlichen drei Gründe. Zum ersten ist es Franz Kral gelungen, mit seiner jahrzehntelangen Kulturarbeit diffuse „Berührungsängste“ mit uns KommunistInnen abzubauen. Zum zweiten haben wir mit Wolfgang Mahrer einen Spitzenkandidaten, der weit über alle Parteigrenzen hinweg Respekt für seine stets hervorragend vorbereitete Kontrollarbeit im Gemeinderat genießt. Zum dritten informieren wir mit unserer Zeitung „Kremser Nachrichten“ die Bürger die ganze Periode darüber, was im Gemeinderat vorgeht – wir schicken unsere Bürgerinformation nicht nur knapp vor den Wahlen aus wie andere Parteien. Damit haben wir uns Respekt und auch viele Stimmen erarbeitet, die teilweise sogar aus dem bürgerlichen Milieu kommen.

Im Oktober ist Gemeinderatswahl in Krems. Was ist da euer Ziel?

Wir werden weiterhin konsequent unsere Aufgabe als unbestechliche Opposition wahrnehmen. Es wird schwierig werden das hervorragende Stimmenergebnis der letzten Wahl zu wiederholen, wo wir das beste Ergebnis seit 1962 erzielen konnten. Insbesondere deswegen, weil FPÖ und ÖVP sich bereits hinter verschlossenen Türen darauf geeinigt haben – entgegen aller Warnungen von ExpertInnen – die Gemeinderatswahlen gleichzeitig mit den Nationalratswahlen durchzuführen.

Aufgelegte Wahlanfechtung in Krems

Man hofft offensichtlich auf den Kurz – Strache – Effekt und die Plakatflut aus den Bundesparteizentralen. Dabei sind die möglichen Fehlerquellen so vielfältig, dass eine erfolgreiche Anfechtung beider Wahlgänge wahrscheinlich wird. Unter diesen Vorzeichen wäre das Halten der Mandate bereits ein Erfolg für uns.

Zur Bundesebene: Man hat in letzter Zeit den Eindruck bekommen, dass es eine Annäherung zwischen steirischer KPÖ und Bundespartei gibt. Wie ist da der aktuelle Stand?

Ein Beispiel für diese Annäherung kann die aktuelle Unterschriftenkampagne „Wohnen darf nicht arm machen“ gelten, die gemeinsam vorbereitet und durchgeführt wird. Auch finden laufend Gespräche auf verschiedenen Parteiebenen statt. Gerade jetzt, wo wir einer voreilig vom Zaun gebrochenen Neuwahl gegenüberstehen, zeigt sich aber auch, wie schwierig es sein kann, diese schrittweise Annäherung zu konkreten, mutigen Ergebnissen führen zu lassen. Noch sind nicht alle Entscheidungen in den Gremien gefallen – und daher besteht immer noch die Möglichkeit für Überraschungen.

Gleichzeitig gibt es linke Initiativen wie etwa den Aufbruch oder Echt Rot. Derzeit scheint es darauf hinauszulaufen, dass die KPÖ nicht als Teil eines Bündnis kandidieren wird, sich aber für Unabhängige öffnen wird. Hältst du das für den richtigen Weg?

Die Initiative Aufbruch begann sehr vielversprechend und hat sich anfangs wirklich gut entwickelt. Viele unserer GenossInnen haben auch mit aktiver Teilnahme an verschiedene lokalen Gruppen und überregionalen Konferenzen ihre Unterstützung bekundet. Leider hat sich Aufbruch gegen eine aktive Kandidatur entschieden, eine Entscheidung die man zur Kenntnis nehmen muss. Zu EchtRot ist zu sagen, dass hier einiges an Substanz fehlt. Sowohl, was die bundesweite Organisation angeht, als auch was die Inhalte betrifft. Mit Gewalt unter Zeitdruck ein Bündnis aus dem Boden zu stampfen ist nicht der richtige Weg. Bündnisse müssen wachsen. Ich finde es daher den richtigen Ansatz, dass wir ALLE Unabhängigen Linken, also auch jene aus den gerade angesprochenen Initiativen einladen, gemeinsam als „Liste KPÖ und Unabängige“ zu kandidieren. Diese Öffnung unserer Listen ist übrigens nichts völlig Neues, sondern entspricht schon seit Jahren unserer Beschlusslage. Aus so einer gemeinsamen Liste kann tatsächlich ein tragfähiges Bündnis entstehen.

Wünschenswert: Spitzenkandidat/in aus der steirischen KPÖ

Wen würdest du dir als SpitzenkandidatIn bei einer solchen Liste wünschen? Warum?

Ich bin immer dafür eingetreten, dass es eine Person aus der steirischen KPÖ an der Spitze kandidiert. Durch deren erfolgreiche Arbeit genießen die maßgeblichen ProtagonistInnen österreichweit einen exzellenten Ruf, weit über alle Parteigrenzen hinaus. Eine solche Kandidatur wäre ein starkes Signal der Einigung innerhalb der Linken und würde viele derzeit von der SPÖ und den Grünen enttäuschte WählerInnen mobilisieren.

Wenn die KPÖ in Graz ähnlich viele Stimmen bekommt wie bei der Gemeinderatswahl letztes Jahr, würde das den (sicheren) Einzug in den Nationalrat mittels Direktmandat bedeuten. Ist das eine Option, die in der KPÖ ernsthaft erwogen wird?

Dass Gemeinderatswahlen und Nationalratswahlen zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind ist klar. „Ernsthaft erwogen“ wird diese rein rechnerische Möglichkeit derzeit nicht. Die für einen solchen Erfolg nötigen Beschlüsse fallen in Graz und nicht in Wien. Die Grazer GenossInnen wiederum stehen derzeit nach ihrem grandiosen Erfolg bei der Wahl einer parteiübergreifenden antikommunistischen Aushungerungs- und Ausgrenzungspolitik gegenüber. Daher haben sie nur begrenzte Ressourcen frei, um eine derartige numerische Möglichkeit in die Realität umzusetzen.

Eine starke Stimme gegen die Umverteilung von Arm zu Reich

Wenn dich eine Wählerin fragt: Was sind die drei wichtigsten Gründe bei der Nationalratswahl die die KPÖ zu wählen? Deine Antwort?

Eine Stimme für die KPÖ ist eine starke Stimme gegen die neoliberalen Eliten, die in allen anderen Parteien die Fäden ziehen. Es ist eine starke Stimme für soziale Gerechtigkeit und gegen die Umverteilung von Arm zu Reich auf allen Ebenen der Gesellschaft. Es ist überdies eine starke Stimme für Frieden und Neutralität, im Interesse der arbeitenden Bevölkerung, der sozial Schwachen und der Jugend.


Nikolaus Lackner
Koch und Kommunist: Nikolaus Lackner aus Krems

Nikolaus Lackner besuchte die Unterstufe des Missionsprivatgymnasiums St. Rupert in Bischofshofen. Dannach begann er eine Lehre als Koch und Kellner. Bereits während der Schulzeit war er politisch interessiert und trat für kurze Zeit der freiheitlichen Jugend bei. Er erkannte jedoch bald, dass diese nie seine politische Heimat werden würde.
Bei einem Auslandsaufenthalt in Deutschland blickt Lackner – wie er es nennt – tief in den Rachen des Finanzkapitalismus. Im wurde klar, dass das derzeitige System dauerhaft nicht tragfähig ist. Seither setzt er sich als Mitglied der KPÖ für eine solidarische Gesellschaft ein. Heute ist er Koch in einem Szenelokal in Krems und seit September 2016 Mitglied des Kremser Gemeinderates, wo er sich besonders für die Verbesserung der Wohnungssituation der MieterInnen einsetzt. Zudem ist er Mitglied des Bundesvorstands der KPÖ.

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