Es hat offenbar ein Generationenwechsel bei den Konservativen stattgefunden, meint Kurto Wendt in einem Gastkommentar für Semiosis. Früher habe es an der Universität unter den Studierenden ehrliche AntifaschistInnen auch unter Konservativen gegeben. Heute hat die Geilomobil-Haltung von Sebastian Kurz ein neues Herrenmenschentum hervor gebracht. ‚Ich bin da, ich bin geil – und ihr nicht.‘ Diese Einstellung erst macht solche WhatsUpp Gruppen wie die der AG-Jus und tiefe Judenwitze von konservativen Funktionären erst möglich.
Rechtsextremismus der Eliten wird offenbar
Es wird oft fälschlicherweise davon ausgegangen, die Deklassierten, denen Bildung vorenthalten wird, seien anfälliger für Rechtsextremismus. Der Fall am Wiener Juridicum zeigt das Gegenteil. Zumindest 32 junge Männer, organisiert in der Aktionsgemeinschaft, in der Jungen ÖVP und dem CV, teilweise auch Gemeinde- und Bezirksräte der ÖVP in Wien und Niederösterreich, haben sich an antisemitischen, sexistischen, Opfer verhöhnenden Bildern und Texten delektiert.
Zumeist sind Sie aus wohlhabenden Elternhäusern und schicken sich an, Eliten in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft werden zu wollen.
Angeblicher „Antifaschistischer Scheißdreck“
Einer aus der Gruppe, Alexander Grün, hat sich heute auf Twitter dafür entschuldigt, dass er in der geheimen Facebook-Gruppe FVJus-Männerkollektiv Mitglied war. Sie wäre, so schreibt er, auf „still“ geschalten gewesen und er sehe ein, dass er einschreiten hätte müssen.
Alexander Grün ist nicht irgendwer. Er ist Spitzenkandidat der Aktionsgemeinschaft auf der Uni Wien und Gemeinderat der ÖVP in Lassee, Niederösterreich. Grün hat nicht nur den rechtsextremen Exzess im Netz betrieben, sondern auch öffentlich auf ÖH-Sitzungen kritisiert, dass die linke ÖH „antifaschistischen Scheißdreck“ finanziert.
Die Geilomobil-Haltung in allen Lebensbereichen
Die Selbstverständlichkeit, Andere abzuwerten, diese Geilomobil-Haltung in allen Lebensbereichen, ist der Humus, aus dem diese Herrenmenschenhaltung kriecht. „Schwarzer Humor“ sagen die, die es nicht wahrhaben wollen, dass ihr Kampf gegen die „political correctness“, das verächtlich machen von NGOs und allen anderen, die helfen und „nie wieder Lager, nie wieder Faschismus!“ sagen, die Basis für das bunte rechtsextreme Treiben in den eigenen Reihen ist. Ich hab in meiner ÖH-Zeit trotz vieler ideologischer Differenzen mit tollen antifaschistischen Menschen der Aktionsgemeinschaft zu tun gehabt, auch von der Jus. Thomas Frad, Birgit Schwarz und Rainer Hazivar sind mir positiv in Erinnerung. Sie alle wird der aktuelle Skandal härter treffen als mich. Damals hieß der ÖVP-Obmann Erhard Busek, in wenigen Tagen heißt er Sebastian Kurz. Sich selbst über andere stellen, den Tod Tausender in Kauf zu nehmen, um die eigene Politik durchzusetzen, helfende Menschen diskreditieren und ihnen Kooperation mit Schleppern vorzuwerfen, sind Haltungen eines Außenministers, der dem Milieu entspringt, das über Jahre in geheimen Foren Judenwitze und Opferverachtung betrieben haben. Ich sag das so deutlich, wie es ist.
Nötig zumindest: Ein Denkzettel bei den Wahlen!
Erfreulich ist die klare Stellungnahme von Dekan Oberhammer. Eine Aufarbeitung kann nur dann stattfinden, wenn alle, die daran interessiert sind zusammenarbeiten. Von der Aktionsgemeinschaft, dem CV und der Jungen ÖVP wäre zu erwarten, dass sie die Listen offen legen, um in den Kreis der Organisationen mit antifaschistischem Grundkonsens zurückzukehren, dem sie in der österreichischen Geschichte zweifellos angehören.
Den wahlberechtigten Studierenden rate ich, nächste Woche bei der ÖH-Wahl der AktionsGemeinschaft als Ganzes einen Denkzettel zu verpassen, damit die antifaschistischen Kräfte dort gestärkt werden.
Dieser Text ist eine erweiterte Fassung eines Kommentars in der Wiener Zeitung.