Singt FPÖ-Nationalratsabgeordneter Roman Haider das „Treuelied“ der SS?

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In den letzten Tagen sorgte der Abbruch eines Schul-Vortrags „Die extremistische Herausforderung“ an einem Linzer Gymnasium für heftige Diskussionen. Alle Medien bis hin zum ORF berichteten. Der Vater eines Schülers hatte beim Schuldirektor interveniert. Politik gehöre nicht an die Schule, meinte er. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich dabei um einen hochrangigen FPÖ-Politiker handelt, nämlich den oberösterreichischen Nationalratsabgeordneten Roman Haider. Der Vortragende Thomas Rammerstorfer habe – so der Vorwurf Haiders – Deutschnationale Burschenschaften in die Nähe zum Rechtsextremismus gerückt und behauptet diese Burschenschaften hätten zudem starken Einfluss auf die FPÖ.

Wir haben uns angeschaut, ob die These wirklich „eine unfassbare Zumutung mit politischem Kalkül“, ist, wie Haider behauptet. Oder ob sie schlicht und einfach stimmt. Denn nach Haiders Aussage gegenüber der APA hätten FPÖ, Burschenschaften, Orbán, Trump oder AfD alle mit Extremismus nichts zu tun. Wir können belegen: Die Burschenschaft, der Roman Haider angehört, singt SS-Heldenlieder. Und verteilt „deutsche Hiebe“. Von Christoph Ulbrich und Sebastian Reinfeldt.


Wer ist Roman Haider – und wo steht er politisch?

Roman Haider hat neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter der FPÖ zahlreiche Ehrenämter. So ist er Kassier des Elternvereins des Gymnasiums, an dem der Vortrag stattfand. Haider ist aber auch Obmann-Stellvertreter der„p.c.B! Donauhort zu Aschach“. All das ist kein Geheimnis, sondern steht auf der Homepage des Parlaments. Die p.c.B! Donauhort zu Aschach indes ist eine deutschnationale Burschenschaft für Schüler („Pennäler“).

Obmann-Stellvertreter der „p.c.B! Donauhort zu Aschach“

Über die p.c.B! Donauhort ist im Internet erstaunlich wenig zu finden. Homepage gibt es keine. Bekannt ist aber: Die p.c.B! Donauhort ist eine pflichtschlagende Verbindung. Die Burschen müssen also eine Mensur fechten, das bedeutet, sie müssen sich als Zeichen der Zugehörigkeit im Gesicht verletzen. Aber ist sie auch deutschnational, oder gar dem Rechtsextremismus nahe stehend? Auf der Homepage des Landesdelegierten Convent Oberösterreich ist über die erst 1998 gegründete Verbindung zu lesen:

Aufbauend auf die Tradition der Burschenschaften von 1848 sollten auch die Farben Schwarz, Rot und Gold feststehen. Schließlich haben wir das trauernde Schwarz durch ein dunkles Blau, als Zeichen der Treue ersetzt.“

Der Bezug zum Deutschnationalen ist somit gegeben, nur dass ein Farbentausch stattgefunden hat. Am Ende der kurzen Vorstellung der Burschenschaft sind ihre wesentlichen Grundsätze zusammengefasst:

Wahlspruch: Ehre, Freiheit, Vaterland
Bundeslied: Wenn alle untreu werden…
Waffenspruch: Was gibt es hier? Deutsche Hiebe!

Zum Bundeslied: „Wenn alle untreu werden…“

Das Bundeslied der p.c.B! Donauhort zu Aschach hat eine interessante Geschichte: „Wenn alle untreu werden…“ ist zwar nicht verboten, war aber im 3. Reich laut Wikipedia das „Treuelied“ der SS und stand im SS-Liederbuch an prominenter dritter (!) Stelle hinter dem Deutschlandlied und dem – heute verbotenen – Horst-Wessel-Lied. Und Wikipedia berichtet weiter:

In der Bundesrepublik Deutschland wurde das Lied von der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS (HIAG) intern und öffentlich weitergenutzt.

Die HIAG wiederum wurde 1951 als „Traditionsverband“ in Deutschland begründet. Die Gründer, Funktionäre und Redner waren verschiedene Offiziere der Waffen-SS. Der Bundesverband löste sich 1992 auf, regionale Organisationen existieren aber vereinzelt weiter. Die HIAG wurde zeitweilig als rechtsextremistisch vom Verfassungsschutz beobachtet und war bei der Bevölkerung und in den Medien ab den 1960er Jahren zunehmend umstritten. Der Historiker Karsten Wilke kommt in seiner umfangreichen Studie zu dem Schluss: In der HIAG werden „durchgängig antidemokratische, rassistische und antisemitische Positionen“ vertreten.

Hat die FPÖ nun eine Nähe zu deutschnationalem und rechtsextremen Gedankengut?

Dieses Urteil soll sich jeder Leser und jede Leserin selber bilden. Fakt ist jedenfalls, dass FPÖ-Nationalratsabgeordneter Roman Haider, Obmann Stellvertreter einer Burschenschaft ist, die in der Tradition der Farben Schwarz-Rot-Gold steht und die als Bundeslied ausgerechnet jenes Lied singt, dass auch der SS als Treuelied diente.

Lesetipp: Gehört Politik in die Schule? Eine kritische Betrachtung auf Fixpoetry.

3 Gedanken zu „Singt FPÖ-Nationalratsabgeordneter Roman Haider das „Treuelied“ der SS?“

  1. Kleine Korrektur:
    Die Burschis müssen also eine Mensur fechten, das bedeutet, sie dürfen sich als Zeichen der Zugehörigkeit, nur, da Pennäler,
    am Oberkörper verletzen.

    Siehe auch, warum HC eigentlich gegenüber einem Akademiker nicht Satisfaktionsfähig war!

    Nix für ungut!

    Danke für den Beitrag!

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  2. In der Tradition der Schwarz-Rot-Gold steht u.a. auch der österreichische Bundesadler mit seinen dort verwendeten Farben. Schwarz-Rot-Gold war der Stephansdom 1848 beflaggt – als Zeichen der Revolution; mit den gleichen Farben hat BM Zilk im Oktober 1989 das Wiener Rathaus geschmückt.
    Der NS hat diese Farben verboten, daher war es mit der Gründung der BRD kein Problem diese als Staatsfarben weiterzuführen.
    Jaja, Recherche hin oder her, der Haß macht eben blind
    NoPro!

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