Der Fall geht mittlerweile durch fast alle österreichische Medien. Der Publizist und Sozialarbeiter Thomas Rammerstorfer musste seinen Vortrag in einem Linzer Gymnasium abbrechen. Das Thema war: Extremismus. Was wir inzwischen wissen: Der Sohn des FPÖ-Nationalratsabgeordneten Roman Haider saß offenbar im Publikum und informierte seinen Vater. Der wiederum intervenierte beim Schuldirektor, der vom zuständigen Lehrer den Abbruch des Vortrags verlangte. Der FPÖ-Politiker hatte gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten den Vorgang bestätigt. Der Vortrag an der Schule seines Sohnes sei „eine unfassbare Zumutung mit politischem Kalkül.“
Für Aufsehen sorgt zudem eine Presseaussendung des Gewerkschaftlichen Stellenausschusses, der von Drohungen und Einschüchterungen gegen den Lehrer berichtet. Wir haben Thomas Rammerstorfer um ein Interview gebeten. Hier also seine Sicht auf diese schier unglaubliche Geschichte. Das Gespräch führte Sebastian Reinfeldt. (Das Beitragsbild zeigt übrigens das einzige Präsentationsbild, auf dem die FPÖ auch nur erwähnt worden ist)
Am 8. März hast du am BORG Linz zum Thema „extremistische Herausforderungen in Österreich“ vorgetragen. Nach einer Intervention eines Nationalratsabegordneten der FPÖ, dessen Sohn im Publikum saß, musstest du den Vortrag abbrechen. Dem Abgeordneten missfielen deine Ausführungen. Wie hast du diese Situation erlebt?
Der Lehrer, mit dem ich den Vortrag ausgemacht hatte, kam rein und sagte, es täte ihm sehr leid, er müsse abbrechen. Der Vortrag war da schon vorbei und es wurde eigentlich die Diskussion mit den SchülerInnen abgebrochen.
Wie hast du die FPÖ im Vortrag eingeordnet? Mit welchen Argumenten?
Da es mir – gerade wenn ich vor Jugendlichen referiere – in erster Linie um jugendkulturelle Erscheinungen von Extremismus geht, ist die FPÖ eigentlich nur am Rande vorgekommen. Nur auf einer Folie, wo erwähnt wird, dass dort überproportional viel Burschenschafter in den Spitzenpositionen sind. Ob ich sie nochmal erwähnt habe, weiß ich gar nicht mehr – ich halte die Vorträge relativ frei. In der Diskussion gings im Moment des Abbruchs grade um sekten-artige Phänomene wie Scientology.
In einem Zeitungsbericht stand, der Sohn des Abgeordneten habe Fotos deiner Präsentation gemacht. Hast du eine Idee, welche der Stein des Anstoßes war?
Nein. Bis heute haben es auch weder die Direktion noch der Landesschulrat für notwendig empfunden, mich zu kontaktieren. Die haben nicht mal die Präsentation. Ich denke daher, dass weniger der Inhalt des Vortrages, sondern schlicht meine Person das größte Problem waren.
Wie kam eigentlich die Einladung zustande?
Ein Lehrer hat mich angefragt. Ich hab ihm einen Entwurf des Vortrages vorher gesendet, mehrere andere Lehrerinnen und Lehrer und – ich nehme an – die Direktion haben das auch gekriegt. Es gab im Vorfeld keine Beanstandungen. Der Mailverkehr lief seit November, also Zeit wäre genug gewesen…
Ist dir so etwas schon mal passiert? Bist du häufiger Ziel rechter Interventionen?
Dass ein Vortrag abgebrochen wird ,auf Zuruf eines Politikers ist wohl einmalig. Zielscheibe der Rechten: Jein. Zum einen bin ich das gewöhnt, ich bin seit 25 Jahren in Wels aktiv, da gibt’s halt immer wieder mal Brösel. Zum anderen gibt es auch politisch rechts eingestellte Menschen, mit denen ich durchaus Kontakt habe und Austausch.
Anmerkung vom 12.03.2017: Wir haben weiter recherchiert. Wer ist dieser Roman Haider der gegen den Vortrag von Thomas Rammerstorfer interveniert hat. Hier geht es zum Text:
Singt FPÖ-Nationalratsabgeordneter Roman Haider das „Treuelied“ der SS?
2 Gedanken zu „„Landesschulrat und Direktion haben nicht mal meine Präsentation““