Warum ich El Awadalla unterstütze

Foto des Autors

By Sebastian Reinfeldt

Es ist wieder typisch für die Linke in Österreich. Wir wissen bei einer Wahl ganz genau, wen wir nicht unterstützen sollten. Nicht Khol, nicht Hofer und auch nicht Griss, denn auch sie ist eine Kandidatin des Establishments, wie Franz Parteder auf dem Mosaik-Blog erläutert hat. Aber wir wissen nicht, wen wir stattdessen unterstützen sollten. Mein Vorschlag: El Awadalla.

article_3478_awadalla_180
El Awadalla

Die Wiener Boulevardzeitung Augustin nennt sie in ihrer aktuellen Ausgabe respektvoll El Presidente und stellt sie mit diesen Worten vor: „Den einen ist sie als Flüchtlingsunterstützerin bekannt, den anderen als eine, die schreibt und Poetry Slams auf die Beine stellt, den dritten als Gewinnerin der Millionenshow..“ El Awadalla macht eine ungewöhnliche Kandidatur, sie will die Hofburg zum Open House machen und zeigen, dass Linke sinnvolle institutionelle Politik machen können. Alleine dieses Interview in dieser Zeitung ist ja bereits ein politisches Statement, das von niemand anderem kommt.
El Awadalla verbiegt sich nicht, bleibt immer sie selbst und kommt aus ‚unserer‘ Mitte der Gesellschaft, hat aber eine Ausstrahlung weit darüber hinaus. In ihren Statements in den Medien und im Vorstellungsvideo bringt sie zentrale linke Forderungen auf den Punkt: Für eine aktive Neutralitätspolitik, gegen die sozialen Kürzungen und für die Erhöhung der Mindestsicherung für alle – zum Beispiel. Um sie herum scharen sich illustre UnterstützerInnen, von der (noch) nicht-etablierten literarischen Szene über FlüchtlingshelferInnen und Gehörlosen-AktivistInnen bis hin zu links-undogmatischen Intellektuellen und politischen AktivistInnen.

Der kurze Präsidentenwahlkampf wird von den zentralen politischen Themen bestimmt werden, er wird so politisch werden wie noch kein anderer zuvor. Wollen wir dabei Zuschauer bleiben, die ab und zu einen Kommentar abgeben – oder wollen wir kämpfen? Insbesondere der neuerliche Rechtsruck der SPÖ-geführten Regierung und die Themen, die sie gerade hegemonial besetzen, rufen doch nach wirksamen Kontrapunkten. Einen davon können wir mit der El setzen. Denn sie ist eine starke und authentische linke Stimme. Die Kampagne des van der Bellen erkauft sich den derzeitigen Erfolg in den Umfragen (und bisher nur dort!) dadurch, dass der Kandidat in die politische Mitte rückt, und das bedeutet laut derzeitigem Stand der Dinge: Er geht ordentlich nach rechts. Die semantischen Verrenkungen zur blauäugigen Flüchtlingspolitik mögen hier als Beispiel gelten. El Awadalla hat die Politik der Bundesregierung sofort als Rechtsbruch bezeichnet und verurteilt. Aber auch die moderat-patriarchale Art des Ex-Sprechers der Grünen insgesamt kann man kritisch bewerten.Ich tue das.

Ganz zu schweigen von Hundsdorfer, der der Apparatschik bleibt, der er immer war. Insgesamt ergibt sich somit für mich das Bild, dass es Sinn macht, die einzige unabhängig-linke Kandidatin zu unterstützen. Zumindest so weit, dass sie am Stimmzettel stehen kann und ihre Botschaften dann in den Medien darstellen und argumentieren kann.
Wahrscheinlich wird El Awadalla nicht Bundespräsidentin werden. Aber mit ihrer Kampagne bewirkt sie jetzt schon Substantielles: damit sich das Blatt auch in Österreich wendet.

Kampagne: https://www.facebook.com/elawadallakampagne2016/

Schreibe einen Kommentar