Info-Kapital im täglichen Kampf um den ersten Platz

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By Sebastian Reinfeldt

Veit Dengler war Geschäftsführer der NEOS, bevor sie ins Parlament eingezogen sind, nun leitet er die Züricher NZZ wirtschaftlich. Und er wird im Personenkomitee zur Bundespräsidentenkandidatur von Irmgard Griss mitmachen, wie er gestern im NZZ-Club erläutert hat. Die NZZ.at ist sein „Baby“ in Österreich. Ich war als Abonnent zur Veranstaltung eingeladen und habe mir seine Ausführungen zum Thema „Journalismus von morgen“ angehört.

Was mir immer an den Neoliberalen gefallen hat, ist, wie sie von den Fakten ausgehen. Und nicht wie viele Linke andauernd herumjammern, dass die Welt so schlecht sei. Die Fakten sind klar: Journalismus wie vor 20 Jahren gibt es nicht mehr, die Verfügbarkeit von Online-Informationen haben alles verändert, die „gute alte Zeit“ kommt nicht zurück. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Printmedien verschwinden werden, aber „der Markt“, dieses heilige Geschöpf der Neoliberalen, wird ganz neu organisiert werden. In Österreich, so seine Vorhersage, wird dies in den nächsten Jahren passieren. Namen wir das Profil sind dabei gefallen.

Der Züricher NZZ, diesem „Premium-Produkt“ für 60€ monatlich,  geht es wirtschaftlich gut. Der Weg dorthin erscheint ein wenig ungewöhnlich. Der Preis wurde in den letzten Jahren nicht erhöht und es wurden mehr JournalistInnen eingestellt, um die Qualität zu halten und zu steigern. Die NZZ-JournalistInnen sollen „die beste Expertise“ in Europa haben.

Der neoliberale Medienplan, der beim NZZ-Club diskutiert wurde, sieht „Premium-Produkte“ vor, die Analysen, Hintergründe, die einen täglichen Informationsvorsprung bieten. Mit diesem werden wir fit gemacht, um im täglichen Rennen um den ersten Platz und den beruflichen Erfolg zu bestehen. Mit Premium-Informationen Erste/r sein im Wettkampf, einige wenige Medien bieten das Info-Kapital für die Elite.

Die einfachen Leute müssen sich mit dem Boulevard-Infohäppchen zufrieden geben, oder mit den Google-Schlagzeilen bzw. den kopierten Agenturberichten ohne Hintergrund. Freier Zugang zu allen Informationen als politisches Ziel, der eine gute Basis für eine lebendige Demokratie bildet – davon wollen auch die Neoliberalen nichts wissen. Das erklärt vielleicht, warum sie sich derzeit so am österreichischen Korporatismus reiben. Sie kommen in ihm als Info-Elite nicht genügend zum Zuge. Der Österreicher Veit Dengler arbeitet nicht ohne Grund in der Schweiz. Doch nach einer allfälligen neoliberalen Revolution in Österreich würde er zurückkehren. Daran habe ich keinen Zweifel.

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