Auch das ging schnell. Vor kurzem noch hampelte er im Video so herum, dass einige an Gollum erinnert wurden und es irgendwie sympathisch fanden. Wenige Tage später fällt die Maske. Der ÖVP-Kandidat zum Bundespräsidentenamt war ja 2000 der Architekt von schwarz-blau: Jetzt powert er seine Kampagne mit FPÖ-Slogans. Und das ist nicht nur Strategie.
2013 plakatierte die FPÖ landauf, landab die Nächstenliebe. „Für mich sind das unsere Österreicher“, ließ sich HC Strache auf den Plakaten zitieren. Dieses Sujet kommt freundlich und christlich daher, aber es appelliert an die semantische Opposition nahe versus fern. Und grenzt sich damit unter der Hand von den fernen [Fremden] ab, die nicht zu lieben sind. Diese Gegenüberstellung zu [den Fremden] wird besonders durch die Erwähnung der Österreicher aktualisiert, denen die besondere Liebe gilt.
Mit der biblischen Nächstenliebe hat dies, aber das meine ich nur by the way, wenig bis nichts zu tun. Denn dort sind die Nächsten diejenigen, die eben gerade zufällig da sind. Und das höhste Gut, das der Liebe, ist sowieso nicht an Bedingungen geknüpft.
Nun, was tut der schwarz-blaue Andeas Khol damit? Er unterstreicht in einer Präsentation am 14. Januar diese von der FPÖ eingeführte Entgegensetzung noch eigens.
Ich bin ein Freund der Nächstenliebe, die Nächstenliebe kann aber nicht nur eine Fernstenliebe sein. Charity begins at home – wir müssen zuerst auf unsere Leut’ schauen
Und somit hat er noch eine weitere Fährte zur FPÖ gelegt. Diese hatte mit einem rassistischen Comic, auf dem ein Grieche in einer Hängematte abgebildet wurde, erläutert: „Unser Geld für unsere Leut'“. Das Foto dieses Sujets ist das Titelbild dieses Artikels. Die fernen [Fremden], denen die christliche Nächstenliebe nach Khol nicht gelten würde, werden ausdrücklich zu den „Fernsten“ hergerichtet. Der Superlativ vermisst hier die größtmögliche emotionale oder räumliche Entfernung. Die englische Version von „Nächstenliebe beginnt daheim“ scheint diese Distanz noch zu verdeutlichen: Charity begins at home. Das ist der christlich geprägte Rassismus, der die fernen [Fremden] in der europäischen Geschichte nicht nur rhetorisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen hat. Wie weit will derjenige gehen, der aus Flüchtlingen rhetorisch die Fernsten macht?